Nach der Tagung “Netzwerke in gesellschaftlichen Feldern” vom vergangenen Mai jetzt also “Der Stand der Netzwerkforschung” von 5. bis 6. Dezember in Darmstandt: ein historisches Event, all inclusive mit Gründung einer “Gesellschaft für Netzwerkforschung”… Und in der Schader-Stiftung, die eine wirklich sehr kleidsame Treppe in einen der Vortragsräume gestellt hat:
Einen Vortrag habe ich diesmal nicht gehalten – mein Ziel war eher, die Veranstaltung zu einer vorläufig abschließenden Reflexion zu nutzen, was Beziehungen und Netzwerke angeht (ein Thema, das mich jetzt schon seit Jahren mit unklarem Effekt verfolgt): Was genau ist eigentlich gemeint, wird der “relationale Blick” betont, den die Netzwerkforschung auf das Soziale eröffnet? Was wird eigentlich kritisiert, wenn man den Gebrauch des Netzwerkbegriffs außerhalb der SNA (social network analysis)-community als bloß “metaphorisch” problematisiert? Und wie kann man sich – rein unter erkenntnistheoretischer Hinsicht – eine “antikategorial” verfahrende soziologische Forschungspraxis vorstellen? An dieser Stelle bin ich noch nicht in der Lage, das weiter auszuführen (an einem kleinen Text habe ich mich schon versucht, der ist aber absolut noch nicht vorzeigbar) – vielleicht gelingt das ja in der kommenden Zeit noch.
Einstweilen bleibt mir nur die grinsende Erinnerung an den Vortrag von Wolfgang Schneider über das “Dogo-Problem”. Das Dogo-Problem (den Namen hatte ich zuvor noch nie gehört) scheint das forschungspraktische Problem zu bezeichnen, das auftritt, wenn ForscherInnen selbst – aufgrund ihrer unintelligibel seltsamen Fragen – selbst zu Objekten der Forschung durch die “natives” werden. Das von Schneider gebrachte Beispiel: “Stellen Sie sich vor, ich bitte Sie, mir die Farbe Ihres Pullovers zu nennen. Stellen Sie sich das mal vor: also bitte, welche Farbe hat Ihr Pullover. Gut. Und anschließend versichere ich Ihnen hoch und heilig, dass Ihre Angaben dazu vertraulich behandelt werden. Sehen Sie: Sie lachen. Das ist das Dogo-Problem.” Na, wieder was g’lernt.
Pingback: Ein Hoch auf die soziologische Netzwerkforschung? Ein Kommentar aus gegebenem Anlass – Jenni Brichzin