Ein Hoch auf die soziologische Netzwerkforschung? Ein Kommentar aus gegebenem Anlass

Das ist ein Kommentar, den ich im Nachgang einer Netzwerktagung im Dezember 2016 geschrieben habe. Es hatte damals so ausgesehen, als ließe sich daraus etwas mehr machen, eine Diskussion über den gegenwärtigen Status der Netzwerkforschung in Deutschland vielleicht? Hat nicht geklappt, klappen halt immer mal Sachen nicht. Vielleicht war der Text auch zu allgemein angelegt, aber mir hat das Schreiben jedenfalls geholfen. Deshalb jetzt also hier, sozusagen zum Jahrestag jener Tagung, ein weiterer Eintrag in meinem digitalen “Denktagebuch” 🙂

  1. Warum sich mit der Netzwerkforschung auseinandersetzen?

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“Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft” – eine persönliche Rezension

antiWeil ich mich momentan für die Stellung des Menschen in der Sozialtheorie interessiere, interessiere ich mich auch für Bruno Latour. Weil Latour ein Buch geschrieben hat, in dem er den Versuch unternimmt, seine – sich gängigen Anthropozentrismen verwehrende – Sozialtheorie systematisch darzulegen, habe ich das also jetzt mal gelesen (zumindest in großen Teilen). Und weil ich es wirklich in vielerlei Hinsicht inspirierend bzw. interessant – wie wir gleich noch erfahren werden eines der wichtigsten Erkenntniskriterien bei Latour – fand, versuche ich hier, meine Gedanken dazu ein wenig zu ordnen. Also: los geht’s.

Sehr konsequent entfaltet Latour in “Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft” seinen – ist es Sozialtheorie? ist es Sozialontologie? ist es Sozialmethodologie? – Ansatz zur Beschäftigung damit, was er als “Soziales Nr. 2” bezeichnet.  Mehr lesen

Und nochmal: auf ‘ner Netzwerktagung

Nach der Tagung “Netzwerke in gesellschaftlichen Fel2016-12-05 12.19.21dern” vom vergangenen Mai jetzt also “Der Stand der Netzwerkforschung” von 5. bis 6. Dezember in Darmstandt: ein historisches Event, all inclusive mit Gründung einer “Gesellschaft für Netzwerkforschung”… Und in der Schader-Stiftung, die eine wirklich sehr kleidsame Treppe in einen der Vortragsräume gestellt hat:

Einen Vortrag habe ich diesmal nicht gehalten – mein Ziel war eher, die Veranstaltung zu einer vorläufig abschließenden Reflexion zu nutzen, was Beziehungen und Netzwerke angeht (ein Thema, das mich jetzt schon seit Jahren mit unklarem Effekt verfolgt): Was genau ist eigentlich gemeint, wird der “relationale Blick” betont, den die Netzwerkforschung auf das Soziale eröffnet? Was wird eigentlich kritisiert, wenn man den Gebrauch des Netzwerkbegriffs außerhalb der SNA (social network analysis)-community als bloß “metaphorisch” problematisiert? Und wie kann man sich – rein unter erkenntnistheoretischer Hinsicht – eine “antikategorial” verfahrende soziologische Forschungspraxis vorstellen? An dieser Stelle bin ich noch nicht in der Lage, das weiter auszuführen (an einem kleinen Text habe ich mich schon versucht, der ist aber absolut noch nicht vorzeigbar) – vielleicht gelingt das ja in der kommenden Zeit noch. Mehr lesen

Beziehungen, Relationen und Konsorten – wie weit reicht Netzwerktheorie?

Decke

Neulich, bei einer Tagung zu Netzwerken – “Netzwerke in gesellschaftlichen Feldern” in Berlin, organisiert von Karoline Krenn und Jan Fuhse (ich habe dort einen Vortrag gehalten (Politik und Beziehungen passt halt doch zam)) – war ich hinterher wieder etwas ratlos.  Leider war ich nicht lang genug da, um noch an der Abschlussdiskussion teilzunehmen, sonst hätte ich mir vielleicht etwas mehr Klarheit einholen können. Es gab einige interessante Vorträge und alles, dennoch aber diese Ratlosigkeit (zumindest bei mir), hauptsächlich theoretischer Art. Die resultiert vor allem aus den engagierten Versuchen theoretischer Integration, in diesem Fall der Integration von Netzwerktheorie und Gesellschaftstheorie, etwa in Form von Feld- oder Systemansätzen. Viel von dem, was da vorgestellt wurde, war plausibel – klar, kann man alles machen, geht gut, passt. Aber warum sollte man? Was bringt es, wenn ich nun Netzwerke begrifflich konsistent im gesellschaftstheoretischen Rahmen einholen kann – wenn ich doch damit nicht mehr sehe als vorher? Oder das wäre zumindest meine Frage für die Abschlussdiskussion gewesen: Was sehe ich denn jetzt mehr als vorher? Würde die Antwort darauf in etwa lauten: Eigentlich nichts, aber dafür haben wir ein begrifflich konsistentes, umfassendes Instrumentarium! Dann würde ich das ganze Unterfangen fast für eine Form des Glasperlenspielens halten. Aber der entsprechende Eindruck hat sich bei mir in letzter Zeit auch an anderer Stelle schon eingestellt, gerade in Theoriediskussionen. Immer wieder frage ich mich dann, ob das vielleicht daran liegt, dass ich doch zu wenig Theoretikerin bin. Aber dazu fällt mir dann eigentlich Theorie wieder zu leicht, dazu haben gute theoretische Ansätze eine zu starke Wirkung auf mich. Ich vertraue also einfach mal meinem Zweifel und frage mich, wie weit diese theoretischen Versuche, Vorhandenes in Einklang zu bringen, tatsächlich führen können. Mehr lesen