Die WAT-Misere oder: wie Wissenschaftliche ArbeitsTechniken lehren?

Neulich habe ich mich mal ein bisschen auf Neuland (oder vielleicht eher Altland?!) gewagt: pünktlich zum Schulanfang am 12.9. habe ich dem Gymnasium Ottobrunn – da bin ich zur Schule gegangen! – einen Besuch abgestattet. Aber beileibe nicht einfach so, aus Nostalgiegründen. Sondern schon im hehren Auftrag der Wissenschaft. Eh klar. Einen Inputvortrag habe ich da nämlich gehalten, zum Thema “Wissenschaftliche ArbeitsDreischritttechniken (WAT) lehren”. Klingt dröge?  Ist aber megawichtig, megaaktuell, und damit irgendwie auch megaspannend.

Was jetzt so ein bisschen nach missionarischem Eifer klingt – man muss das den LehrerInnen an den Schulen doch mal sagen, wie sie das machen müssen! – ist wirklich null Komma null so gemeint. Weil (Achtung, pauschale These): die Leute an den Unis haben doch eigentlich selbst keinen richtigen Plan, was sie da tun. Mehr lesen

Mein Seminar in Kritischer Theorie, Teil 2: zur Stellung der Macht

Im vergangenen Semester habe ich in meinem Kurs zur Kritischen Theorie gemeinsam mit den Studierenden die „Dialektik der Aufklärung“ (DdA) von Max Horkheimer und Theodor Adorno gelesen (hierDdA eine kurze Zusammenfassung zentraler Grundgedanken des ersten Teils, die sich aus dem Seminar heraus ergeben hat). Das war durchaus als Experiment gedacht – nicht nur für die Studierenden, sondern auch für mich: wie viel und wie weit kann ich etwas mit diesem Text anfangen? Viel, hat sich herausgestellt, sehr viel. Es gibt ja solche Texte, bei denen man beim Lesen aus dem Denken nicht mehr rauskommt. Das dauert dann zwar, weil Denken halt immer dauert. Dafür ist es wahnsinnig befriedigend. Aber intellektuelle Befriedigung ist eitel und flüchtig, weshalb ich mich jetzt an meine eigene Hausaufgabe für das Seminar setze und Gedanken (wenn auch kurz, so doch schriftlich), der mir als zentral erscheint, reflektiere: die Stellung der Macht in der “Dialektik der Aufklärung”.
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Mein Seminar in Kritischer Theorie, Teil 1: Lernen durch Zumutung

Im vergangenen Semester habe ich in meinem Kurs zur Kritischen Theorie gemeinsam mit den Studierenden die “Dialektik der Aufklärung” (DdA) von Max Horkheimer und Theodor Adorno gelesen. Das war durchaus als Experiment gedacht – die übliche Reaktion der KollegInnen, denen ich vorab von meinem Vorhaben erzählt habe, war dann auch ein entgeistertes: “Was, mit BachelorstudiDdAerenden?!” Aber was soll ich sagen: das Experiment ist gelungen, das Seminar war wirklich toll – eines der schönsten, das ich bisher gehalten habe. Und dass es so toll war, sagt aus meiner Sicht etwas darüber aus, was Lehre leisten sollte. Ich habe mir gedacht, dazu mache ich mir ein paar schriftliche Gedanken.

Seit ich Dozentin bin, höre ich sehr oft und sehr viele Beschwerden über die Studierenden (derzeit aber doch besonders viele…). Neben Polemiken, die sich nicht scheuen, die Worte Faulheit und Dummheit in den Mund zu nehmen, dominiert vor allem eine Kritik: die Studierenden seien nur noch instrumentell am Studium orientiert. Es ginge ihnen also gar nicht (mehr?) um das Lernen an sich, sondern nur noch um die “Credit-Points”, die sie damit abgreifen können. Ich konnte dieser pauschalen Aussage schon immer wenig abgewinnen – zum Teil, weil ich halt in der Regel einer chronisch positiven Sicht auf die Dinge erliege (außer bei Donald Trump – obwohl: mobilisierender Abschreckungseffekt für Europa… ach, kommen wir nicht vom Thema ab…) zum Teil, weil man doch in wohl fast jedem Seminar sieht, dass das so einfach nicht stimmt: warum sollte irgendjemand auch nur einmal den Finger in einem Kurs rühren und zumindest gelegentlich mitdiskutieren, wenn es dabei rein um den geringsten Aufwand ginge? Die “instrumentelles-Lernen-Theorie” zumindest kann das nicht erklären. Mehr lesen