“Berkeley”. Irgendwie muss ich das Wort nur sagen, und den KollegInnen tritt auf einmal dieser “öha!”-Ausdruck ins Gesicht. Ich war also, gemeinsam mit dem Kampfkameraden Ulf, in Berkeley, auf einer Konferenz, noch dazu auf der “Inaugural Conference on Right-Wing Studies”, organisiert durch das “Center for Right-Wing Studies” an der UC Berkeley. Öha! Und es war auch wirklich spannend und eindrücklich! (Nicht zuletzt unser Vortrag natürlich 🙂 ) Wir haben zentrale Fragen diskutiert – so etwa: inwiefern man gegenwärtige rechtspopulistische und rechtsextreme Tendenzen als Ausdruck eines “internationalen Nationalismus” begreifen muss; welche Rolle digitale Netzwerke bei der Ausbreitung dieser Tendenzen spielen; in welchem Verhältnis Rassismus und Anti-Feminismus stehen; inwiefern sich rechtsextreme und Gegenbewegungen wirklich in einen radikalen Kontrast stellen lassen, bzw. worin der Kontrast genau liegt (mit unserem Vortrag haben wir versucht, zur Beantwortung dieser letzteren Frage beizutragen). Wie gesagt: Spannend!
Gleichzeitig war ich aber auch ein klein wenig enttäuscht, hatte ich mir sogar noch mehr erwartet. Klar: Das war eine internationale Konferenz, mit Beitragenden aus mehreren Ländern, mit einer Vortragsanzahl im hohen zweistelligen Bereich. Das Center (für deutsche Ohren immer etwas gewöhnungsbedürftigerweise nicht recht staatlich finanziert) hat hier wirklich was auf die Beine gestellt. Und doch: Dafür, dass das eines DER Themen unserer Zeit ist, hatte ich wohl noch mehr SpitzenforscherInnen aus der ganzen Welt erwartet (und, Achtung, Hochmutsverdacht: weniger Dissertationsprojekte 🙂 ). Das hat echt ein Riesenpotential: die internationale Konferenz der Rechtsextremismusforschung in Berkeley – öha-Tendenz halt. Aber um dieses Potential voll zu entfalten müsste denke ich noch ein bisschen was passieren, nicht zuletzt über den Konferenzort müsste man nochmal ernsthaft nachdenken – nicht Berkeley, Berkeley ist super, aber das Soziologieinstitut kann jetzt nicht ganz mit den Repräsentationsprachtbauten mithalten, die da sonst so auf dem Campus rumschwirren (kleiner Tipp: das Haus im Bild ist NICHT das Soziologieinstitut…). So oder so: Gute, spannende und hilfreiche Erfahrung dort – nicht zuletzt, um in Zukunft die Besuche von KollegInnen an ähnlich renommierten Orten richtig einschätzen zu können.