Zum zweiten Mal war ich jetzt zu einem sehr netten Gespräch mit Jan und Leo vom Wissenschaftspodcast “Das Neue Berlin” eingeladen. Dafür musste ich ein bisschen in meinen Erinnerungen an meine Parlamentsstudie kramen, hat aber viel Spaß gemacht – und ist auch nicht ganz unaktuell, denke ich. Wer reinhören möchte, gerne:
Parlamente
Sammelband “Soziologie der Parlamente” erschienen
Das Ergebnis wunderbar kollegialer Herausgeberarbeit (chapeau, chers messieurs!) ist erschienen. Unsere These: es ist an der Zeit, dass sich die Soziologie an die klassischen politischen Institutionen – insbesondere natürlich die Parlamente – herantraut!
Wer mal reinschnuppern will: Hier gibt’s das Inhaltsverzeichnis, hier geht’s zur Verlagsseite, und hier eine kurze Beschreibung des Inhalts:
Der Band entfaltet Zugänge zu einer genuin soziologischen Betrachtungsweise von Parlamenten. Er schlägt den Bogen von gesellschaftstheoretischen Ansätzen über mikrosoziologische Perspektiven hin zu internationalen Forschungstendenzen. Mehr lesen
Ethnografie der Parlamente? Im Kommen!
Ja, es gibt sie, die spannende ethnografische Forschung zu Parlamenten! Diejenige, die sich nicht allein mit der Betrachtung formaler Prozesse, quantitativer Zusammensetzungen oder Eigennutzpostulaten zufrieden gibt. Die sich vielmehr dafür interessiert, wie Politik im komplexen institutionellen Arrangement eines Parlaments möglich ist und wie parlamentarische Praxis konkret aussieht. Das hat mir ein Forschungsworkshop im schottischen Edinburgh klar gemacht, den ich vergangene Woche besucht habe – glücklich darüber, dass es da echt einen Haufen Leute gibt, die sich für genau das Gleiche interessieren wie ich! Das Thema des Workshops lautete dann auch passenderweise: “Ethnographies of Legislatures”.
Was haben wir nicht alles für Facetten parlamentarischen Geschehens diskutiert: Mehr lesen
Neuerscheinung: Doktorarbeit!
Zum ersten Mal liegt hier eine explizite Analyse politischer Arbeit vor. Jenseits von Politikverständnissen, die sich vornehmlich an Machtprozessen bzw. Entscheidungshandeln orientieren, geht es um die parlamentarische Praxis der Einflussnahme auf gesellschaftliche Wert- und Bedeutungsordnungen: Basierend auf einer Beobachtungsstudie auf vier Parlamentsebenen rekonstruiert die Autorin den dortigen Arbeitsalltag, der bestimmt ist vom Kampf mit der beständig in Parlamenten auftreffenden Themenflut und dem schnellen Wechsel zwischen komplementären Arbeitsformen, mit denen jener Flut beizukommen versucht wird: dem Politischen Spiel, der Themenabfertigung und der Politischen Gestaltung.
Ziel der politischen Arbeit aber ist die Erzeugung symbolischer Evidenz. Jener Qualität also, die Ideen derart mit Bedeutung auflädt, dass sie Massen mobilisieren und Gruppen hinter sich scharen – unsere Sicht auf die Welt also ein Stück weit verändern. Ein Tipp für Wissenschaft und Praxis gleichermaßen!
Das Werk ist Teil der Reihe Studien zur Politischen Soziologie. Studies on Political Sociology, Band 35. Hier erhältlich! Und hier das Inhaltsverzeichnis, wer sich einen Eindruck verschaffen möchte.
Der Stand der Parlamentsforschung in Soziale Welt 67
Es ist passiert: Mein erster Artikel ist erschienen… nicht nur seit Monaten angenommen, sondern tatsächlich erschienen! Ein Artikel zum Forschungsstand der Parlamentarismusforschung: “Parlamentarische Praxis – Der Stand der Forschung zur zentralen Institution der Demokratie.” Soziale Welt 67/1. Fast fühle ich mich wie der Kommentator beim Spiel der Fußball-Männer-EM Island gegen Österreich:
Aber auch nur fast.
Hier der Abstract zum Artikel: Mehr lesen
Über die Tagung „Soziologie der Parlamente?“ oder: der Kampf ums Fragezeichen
Bei der Organisation der Tagung standen wir (also das Orga-Team) vor einer schwierigen Entscheidung: Wie sollten wir unsere Tagung nennen? „Parlamente“ würde im Titel vorkommen müssen, aber „irgendwas mit Parlamenten“ ging nicht. „Wie Parlamente arbeiten“ klang zu technisch, „Neues aus den Parlamenten“ traf zwar unsere Intention, neue Ansätze der Forschung zu Parlamenten auf den Schirm zu bekommen, war dann aber letztendlich doch wieder zu unspezifisch, hatte vielleicht einen zu unwissenschaftlichen Anklang – man konnte an eine Märchenstunde mit Wolfgang Thierse denken, oder an eine Bunte-Reportage zum (wahrscheinlich sinisteren) Privatleben der ParlamentsbewohnerInnen. Letztlich sind wir dann bei „Soziologie der Parlamente“ gelandet, denn genau darum sollte es ja gehen: um soziologische Perspektiven auf diese zentrale Institution der Demokratie, von deren Forschungsgegenstand-Qualitäten der Großteil der Soziologie bisher erstaunlich wenig Notiz genommen hat. Gerade das bisherige Fehlen einer ausgeprägten Auseinandersetzung von soziologischer Seite schien es uns dann erforderlich zu machen, den Titel in seiner letzten Fassung noch mit einem Fragezeichen zu versehen: Würden sich bei der Tagung tatsächlich Ansätze für eine Soziologie der Parlamente finden lassen? Gibt es und brauchen wir eine „Soziologie der Parlamente?“
Fertig, die Doktorarbeit, sie ist fertig!
Im Oktober ist es passiert: Mit zitternden Fingern habe ich die Doktorarbeit in ein pdf verwandelt und zum Druck gegeben. Ein sehr gutes Gefühl, über das man gar nicht mehr Worte verlieren muss (vor allem, weil das Loch danach nicht lange hat auf sich warten lassen (jetzt aber zum Glück wieder überschritten ist))… Außer: Wer etwas über die Praxis in Parlamenten wissen möchte, muss natürlich unbedingt diese Arbeit lesen. Bei beginnender Neugierde bezüglich des Inhalts bitte hier klicken.
Nachtrag: Es ist lustig im Juni zu lesen, dass man das Post-Dissertations-Loch bereits im Dezember überschritten hat – wo sich doch gerade erst das Gefühl einstellt, so schön langsam vielleicht wirklich wieder einigermaßen draußen zu sein…
Sektionstagung “Soziologie der Parlamente?” Juni 2016
Tatsächlich, es ist soweit! Viele Mails, Telefonate, Gespräche und Entwürfe später steht der Call for Abstracts für die Tagung, die ich im kommenden Juni (10.-11.) gemeinsam mit Damien Krichewsky (Bonn), Leopold Ringel (Bonn) und Jan Schank (Frankfurt) in Bonn organisiere und die sich um die Frage dreht: Gibt es eine soziologische Perspektive auf Parlamente – diese zentralen Institutionen moderner Demokratien -, und was gewinnt man gegebenenfalls mit einer solchen Perspektive? Aber der Aufwand hat sich gelohnt: Nicht nur sind wir jetzt zufrieden mit dem Call, die Tagung findet auch als gemeinsame Tagung der Sektionen “Politische Soziologie” und “Rechtssoziologie” der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) statt – über diese Möglichkeit freuen wir uns besonders! Hier der Link zum CfA. Super ist, dass Rudolf Stichweh (Keynote) und Jens Borchert (Schlussvortrag) bereits zugesagt haben – um den Rest des Programms mit (nach Möglichkeit: tollen) Beiträgen zu füllen, ist der Einsendeschluss für Abstracts zu beachten: 15. Februar 2016. Wir sind gespannt!
Politische Arbeit in Parlamenten
Promotionsprojekt
2010-2015
Die Studie setzt bei der Diagnose eines Forschungsdefizits an der Schnittstelle zwischen Soziologie und Politikwissenschaft an – dort nämlich, wo es um die Untersuchung der politischen Praxis in den zentralen politischen Institutionen geht. Die Forschungsfrage fokussiert dabei auf eine dieser Institutionen: Welcher Logik folgt politische Praxis in Parlamenten? In Weiterentwicklung eines Politikverständnisses nach Pierre Bourdieu, der das politische Feld als Feld der kulturellen Produktion begreift, weicht die Untersuchung von den klassischen Pfaden politischer Praxisforschung ab: an Stelle von Entscheidungs- oder Machtpraxen gerät die Praxis der aktiven Hervorbringung wirkmächtiger, also mit Mobilisierungskraft aufgeladener Ideen, die Arbeit an „idées-forces“, ins Blickfeld – die produktive Dimension des politischen Geschehens wird sichtbar. In einer ethnografischen Studie auf vier parlamentarischen Ebenen, bei der mehrere Abgeordnete jeweils über eine Woche hinweg beim gesamten Spektrum ihrer Arbeitstätigkeit begleitet wurden, gelingt die Rekonstruktion des Hervorbringungsprozesses wirkmächtiger Ideen im parlamentarischen Alltag.