Die Tagung ist rum, das Denken kann beginnen

Brauchen wir eine “Soziologie der Parlamente”? Gibt es sie schon längst, und die Soziologie müsste nur auch endlich ihren Hintern hochkriegen und sich mit Parlamenten als Forschungsgegenstand beschäftigen? Oder lassen sich gegenwärtig doch ganz neue Zugänge zu dieser zentralen politischen Institution erkennen? Um diese Fragen hat sich unsere Tagung (10. – 11. Juni in Bonn) gedreht, Antworten werden wir nun finden müssen. Auf jeden Fall gilt: Sollte die gute und konstruktive Stimmung bei der Tagung ein Indikator für die Qualität der zu erwartenden Antworten sein, dann hätten wir nur Gutes zu erwarten – die war nämlich top. Das sieht man dem Orga-Team sogar noch am bitteren Ende an:

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Vielen Dank auf diesem Weg nochmal an die werten Kollegen Damien, Leo und Jan! Schön war das mit euch!

Beziehungen, Relationen und Konsorten – wie weit reicht Netzwerktheorie?

Decke

Neulich, bei einer Tagung zu Netzwerken – “Netzwerke in gesellschaftlichen Feldern” in Berlin, organisiert von Karoline Krenn und Jan Fuhse (ich habe dort einen Vortrag gehalten (Politik und Beziehungen passt halt doch zam)) – war ich hinterher wieder etwas ratlos.  Leider war ich nicht lang genug da, um noch an der Abschlussdiskussion teilzunehmen, sonst hätte ich mir vielleicht etwas mehr Klarheit einholen können. Es gab einige interessante Vorträge und alles, dennoch aber diese Ratlosigkeit (zumindest bei mir), hauptsächlich theoretischer Art. Die resultiert vor allem aus den engagierten Versuchen theoretischer Integration, in diesem Fall der Integration von Netzwerktheorie und Gesellschaftstheorie, etwa in Form von Feld- oder Systemansätzen. Viel von dem, was da vorgestellt wurde, war plausibel – klar, kann man alles machen, geht gut, passt. Aber warum sollte man? Was bringt es, wenn ich nun Netzwerke begrifflich konsistent im gesellschaftstheoretischen Rahmen einholen kann – wenn ich doch damit nicht mehr sehe als vorher? Oder das wäre zumindest meine Frage für die Abschlussdiskussion gewesen: Was sehe ich denn jetzt mehr als vorher? Würde die Antwort darauf in etwa lauten: Eigentlich nichts, aber dafür haben wir ein begrifflich konsistentes, umfassendes Instrumentarium! Dann würde ich das ganze Unterfangen fast für eine Form des Glasperlenspielens halten. Aber der entsprechende Eindruck hat sich bei mir in letzter Zeit auch an anderer Stelle schon eingestellt, gerade in Theoriediskussionen. Immer wieder frage ich mich dann, ob das vielleicht daran liegt, dass ich doch zu wenig Theoretikerin bin. Aber dazu fällt mir dann eigentlich Theorie wieder zu leicht, dazu haben gute theoretische Ansätze eine zu starke Wirkung auf mich. Ich vertraue also einfach mal meinem Zweifel und frage mich, wie weit diese theoretischen Versuche, Vorhandenes in Einklang zu bringen, tatsächlich führen können. Mehr lesen

Programm und Flyer zur “Soziologie der Parlamente” stehen

Jetzt gibt es nichts mehr zu rütteln: Das Programm zur Tagung steht, der Flyer ist fertig.

Flyerfront

Wir freuen uns sehr auf viele spannende Vorträge, die ganz so aussehen, als würden sie tatsächlich etwas andere Perspektiven und Erkenntnisziele in die Forschung zu Parlamenten einbringen – es geht um die Plenardebatte als Kampf, um die reflexiven Kapazitäten von Abgeordnetenbüros, um die Bedeutung von Politikserien in der politischen Bildung, und und und. Bahnt sich wirklich eine neue Soziologie der Parlamente an? Wir lassen uns überraschen! (Und: Mein Bild hat es auf die Titelseite geschafft – praktisch zwengs Copyright und befriedigend zwengs Freude…)

Now joining… Uni Würzburg!

Mein neuer Arbeitsplatz an der Uni Würzbug, im schönen Haus der Fakultät für Humanwissenschaften direkt nach meinem Arbeitsantritt am 7.4. :

Büro

Bisschen kahl noch, aber mit Potential… Mittlerweile steht da auch schon ein Rechner, der beinahe funktioniert, und ein Drucker, der zumindest mit USB-Stick betrieben werden kann – wird schon. Manche Uhren ticken hier ein bisschen anders (einheitliche Termine zur Hausarbeitsabgabe, die Möglichkeit zum unbenoteten Einbringen von Seminaren – ach sowas ist möglich?), da kommt man dann wohl im Laufe der Zeit dahinter. Nach den ersten zwei Wochen steht noch nicht viel fest, außer: 5 Kurse zu halten ist anstrengend, führt aber nach der zunehmend beklemmend gewordenen Enge der Dissertation in die wohltuende Weite der noch nicht fixierten Erkenntnisinteressen. Genau da will ich eigentlich hin.

Vorläufiges Tagungsprogramm und Tagungsblog zur “Soziologie der Parlamente?”: check!

Wenn man zu viert eine Tagung organisiert, kann das mit der Abstimmung ja5 etwas dauern… Etliche E-Mails und mehrere Telefonkonferenzen später steht aber ein Programm, mit dem wir jetzt sehr zufrieden sind: Vielfältige, die Klassik der Parlamentarismusforschung erweiternde Ansätze, unterschiedliche Perspektiven und Herangehensweisen – von der Systemtheorie zur Akteurszentrierung, von der Parlamentsberichterstattung in Politikserien über den Kampf der Plenarsitzung zur Frage nach der Emergenz des amerikanischen Kongresses. Wir sind gespannt und hoffen, dass wir Antworten auf die Fragen näher kommen: braucht es eine Soziologie der Parlamente, inwiefern gibt es sie schon, inwiefern vielleicht noch nicht, und was kann sie uns bringen? Zum Tagungsblog geht’s übrigens hier (wer schonmal in die Abstracts reinlesen möchte…).

Im Druck: “Krise des politischen Alltags?”

Der Aufsatz für das Sonderheft der Österreichischen Zeitschrift für Soziologie zu “Handlungs- und Interaktionskrisen” geht in den Druck. Hier eine kleine Vor”schau”:

“Wie kommt es, dass sich Politik gemäß der öffentlichen Wahrnehmung in einem permanenten Krisenzustand zu befinden scheint? Auf der Basis einer ethnografischen Studie auf vier parlamentarischen Ebenen geht dieser Beitrag zwei Erklärungsansätzen nach: der These einer durch insuffizientes politisches Personal hervorgerufenen Krise auf der einen Seite, der These der kriseninduzierenden Überlastung des politischen Alltags in inhaltlicher, zeitlicher und normativer Hinsicht auf der anderen Seite. Anhand des empirischen Materials lässt sich zeigen, dass beide Thesen so nicht zutreffen. Stattdessen tritt das Verhältnis von Politik und Öffentlichkeit selbst als Krisenmoment in den Fokus: Erkennbar wird die Diskordanz der Strukturen alltäglicher gegenüber parlamentarischer Lebenswelt, die sich insbesondere in Bezug auf Zeit-, Relevanz- und Interaktionsordnung drastisch unterscheiden. Nicht zuletzt, weil von politischen RepräsentantInnen demokratienormativ genuin Gleichheit erwartet wird, führt diese Diskordanz zu Entfremdungserfahrungen auf Seiten der politisch nicht aktiven Öffentlichkeit, die das Potential für eine Krise der Demokratie besitzen.”

Das Glück, die Disputation hinter sich zu haben…

Bis kurz vor der Disputation habe ich es ohne größere Aufregung geschafft, und dann ist es doch noch passiert. Was mir geholfen hat: Das Besinnen auf die Erfahrung, auch aus bisherigen VortAusgangrägen immer heil (und besser) rausgekommen zu sein. Und: Die mentale Entscheidung, das als Gelegenheit zu nutzen, anderen die eigene Arbeit näher zu bringen. Spannend isses ja, das Thema. Dann immer mein innerer Einwand: “Aber ehrlich mal, 75 Minuten Fragen!” Jetzt bin ich um die Erfahrung reicher: Auch das geht vorbei. Und hinterher ist man dann doch recht glücklich… Was an dem Tag noch schön war: Mit dem Gefühl besonderer Wichtigkeit per U-Bahn zum Prüfungstermin fahren. Hinterher von WeggefährtInnen beglückwünscht zu werden. Nach der Prüfung gesagt bekommen, wie souverän man angeblich war (obwohl man sich selbst währenddessen stellenweise eher seltsam gefühlt hat). Und: Eine schöne, siebenseitige Zusammenfassung (alias Disputationsvortrag) der Doktorarbeit aus dem Termin mitzunehmen.

Die gesellschaftliche Konstruktion politischer Eliten

Lehrforschungsprojekt

2016-2018, Fortsetzung geplant

Welche Vorstellung macht sich die Gesellschaft von ihren PolitikerInnen? Diese Frage ist zwar prinzipiell für jedes politische System relevant. Gerade aber für Demokratien ist sie von besonderer Bedeutung. Denn diese sind unbedingt darauf angewiesen, dass auch aus Sicht der Bevölkerung ein vitales Verhältnis besteht zwischen ihr selbst und den (Berufs-)PolitikerInnen, die sie repräsentieren sollen. Ist dies nicht der Fall, so steht die Legitimität des gegebenen politischen Systems in Frage, die Demokratie droht in eine Krise zu geraten. Auf der Basis der bisherigen Forschung lässt sich dies allerdings bisher kaum aufklären. Mehr lesen

Bis auf Weiteres: Adieu, Büro für Soziologie!

IMG_1675Als WissenschaftlerIn muss man sich gelegentlich selbst um ein angemessenes Arbeitsumfeld kümmern – so ging es auch mir nach drei Jahren Promotionsstipendium mit wechselnden Arbeitsplätzen in verschiedenen Bibliotheken. Es hat mir also gereicht: Ich wollte wieder mal einen eigenen Schreibtisch (der nicht zuhause steht, inmitten des Familienchaos), und ich wollte wieder mal nette KollegInnen um mich haben (so wie damals am IfS – gell, Laura, Norbert?!). Also bin ich mit Hans und Anja ins “Büro für Soziologie” gezogen, in die Bürogemeinschaft “Friends”factory (ohne Worte). Jetzt ist dieses schöne Dreivierteljahr wieder vorbei, jeder Logo_BüroFürSoziologievon uns beginnt etwas Neues. Aber zumindest latent bleibt das BfS vorhanden – bis auf Weiteres!

 

Fertig, die Doktorarbeit, sie ist fertig!

Im Oktober ist es passiert: Mit zitternden Fingern habe ich die Doktorarbeit in ein pdf verwandelt und zum Druck gegeben. Ein sehr gutes Gefühl, über das man gar nicht mehr Worte verlieren muss (vor allem, weil das Loch danach nicht lange hat auf sich warten lassen (jetzt aber zum Glück wieder überschritten ist))… Außer: Wer etwas über die Praxis in Parlamenten wissen möchte, muss natürlich unbedingt diese Arbeit lesen. Bei beginnender Neugierde bezüglich des Inhalts bitte hier klicken.

Nachtrag: Es ist lustig im Juni zu lesen, dass man das Post-Dissertations-Loch bereits im Dezember überschritten hat – wo sich doch gerade erst das Gefühl einstellt, so schön langsam vielleicht wirklich wieder einigermaßen draußen zu sein…